• Increase font size
  • Default font size
  • Decrease font size

Bericht zum Tag der Alten Sprachen am 06.02.2020 in Tholey

DSC03674

In Verbindung mit dem LPM hatte der Landesverband Saar im Deutschen Altphilologenverband zu einer besonderen Fortbildung eingeladen: Latein, wie es in Handschriften und Inschriften begegnet.

Dr. Walter Burnikel, seit 20 Jahren im Ruhestand, stellte eine seiner Arbeiten als „Rentner“ vor: Er hat 32 Fragmentblätter aus dem Kloster in Tholey , die Frater Wendelinus in Mappen gesammelt hat, bearbeitet:
Als Fremdenführer konnte er die Zuhörer z.B. in die Küche entführen und das „nahrhafteste Fragment“ vorstellen: das Pergament hat als Untersetzer für Bräter gedient.

DSC03668

Als Systematiker untersuchte er, wieso es überhaupt diese Fragmente gibt. Bücher aus Pergament brauchte man nach der Erfindung des Buchdrucks nicht mehr – so konnte das kostbare Material Pergament „zweckentfremdet“ genutzt werden: deswegen war es nicht einfach, die 32 vorliegenden Blätter zu ordnen. Z.B. gibt es vier Streifen, die alle zu einem jeweils eigenen Blatt gehören, auf denen Graduale und Introitus zu lesen sind.

Ein Lateinlehrer, der im Kloster ungebildeten Jungen Latein beizubringen hatte, verwandte das Pergament als Einband für seine „Topica Theologica“. Es wird deutlich, dass es unterhaltsame Aufgaben gibt, die den Kindern die lateinische Sprache nahebringen sollten. Für die Älteren gab es dann auch „bereinigte“ Plautustexte.

Mit den Fragmenten der Handschriften heute den Unterricht zu bereichern – diese Aufgabe sollten die Latein-Unterrichtenden als Fazit von W. Burnikels Vortrag mitnehmen. In dem Büchlein „Buchschätze aus dem Kloster“ von Walter Burnikel und Wendelinus Naumann OSB (herausgegeben von der Benediktinerabtei St. Mauritius Tholey) findet man die Unterlagen dazu: abgebildet, geordnet und kommentiert.

Wer eine Aufgabe für den Ruhestand sucht, findet bestimmt Handschriften und Inschriften, die zu ordnen und zu übersetzen sind. Dieser Aufgabe stellt sich für das Kloster Wadgassen bereits Reinhard Hager.

Karsten Mayer stellte im zweiten Teil der Veranstaltung neue lateinische Inschriften aus dem Saarland vor und stellte die Frage, warum er das als LateinLEHRER tut. Die Antwort: diese Inschriften sind geschichtsträchtig, stellen eine Verbindung zwischen Schule und Umwelt her und machen durch den unmittelbaren Zugriff die Sprache erfahrbar.

DSC03671 Kopie

Von Bedeutung ist, dass die hiesigen Inschriften überschaubar sind und auch spannend, weil sie ganz unterschiedlicher Natur sind.

Natürlich müssen die Schüler sich auf etwas Fremdes einlassen, lernen, Hilfsmittel zu benutzen, ehrlich sein, wenn es wirklich einmal nicht mehr weitergeht.

So können Schüler Interesse entwickeln und die Fähigkeit, etwas wichtig werden zu lassen. Und der Lateinlehrer, der selbst begeistert ist, kann Begeisterung wecken.

Karsten Mayer stellte Inschriften aus verschiedenen Regionen des Saarlandes vor: Aus Dillingen (ASG), aus Sulzbach (Alte Aula), aus St. Wendel (AJG), aus Saarbrücken, Blieskastel, Erfweiler-Ehlingen, Hülzweiler, Münchweiler, Eschringen, Perl und Saarlouis.

Er schloss seinen Vortrag mit einem Blick auf das Canopium der Basilica St. Johann, auf dem Ernst Alt die römische Wölfin – lupa – platzierte. Wenn man genau hinschaut, kann man die Inschrift finden: Roma locuta, causa finita.

Für das leibliche Wohl wurde im Kloster bestens gesorgt: Gestärkt konnten die  Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich nach dem Mittagessen durch die Abteikirche führen lassen, deren Renovierung noch nicht vollendet ist: eine Anregung, an einem Wandertag mit Schülern  an diesen Ort zu fahren, vielleicht sogar in Verbindung mit einem Besuch der Ausgrabungen im Wareswald.